Urlaubs-TippsMuseum Barberini Potsdam – Ausstellung „Surrealismus und Magie. Verzauberte Moderne“ ab 22.10.22

Museum Barberini Potsdam – Ausstellung „Surrealismus und Magie. Verzauberte Moderne“ ab 22.10.22

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ie Berliner Museen beherbergen einige der bekanntesten Sammlungen der Welt, dennoch sollte man sich bei einem Berlinbesuch auf keinen Fall das Potsdamer Museum Barberini entgehen lassen. Die Ausstellungen zu Gerhard Richter und Monet sind unvergessen und auch aktuell ist es dem Museum gelungen, mit der Ausstellung „Surrealismus und Magie. Verzauberte Moderne“ fesselnde Einsichten in surreale Welten zu gewähren, mit einem neuen Blick auf die Symbolik der Bilder hinzuweisen und faszinierende Querverbindungen zu Literatur, Philosophie und Psychologie zu schaffen.

Ausstellungssaal Museum Barberini, Surrealismus und Magie. Verzauberte Moderne, Bilder von Enrico Donati, links: Turm des Alchemisten. Ultraschallspiel, rechts: Elektrisches Auge ((c) Kischreport

Was für eine aufregende Zeit muß das Paris der 1920er und 30er Jahre gewesen sein, als dort Künstler mit den Schriftstellern der sogenannten „Lost Generation“ aufeinandertrafen und die Mitbegründer des Pariser literarischen Dada André Breton, Louis Aragon und Philippe Soupault die Zeitschrift „Littérature“ gründeten, aus deren Anhängern, Mitgestaltern und Aktionen schließlich ausgehend von Paris eine der einflußreichsten Strömungen der Kunst wurde.

Surrealismus ist kein einheitlicher Stil sondern eine Geisteshaltung

Oben: Remedios Varo, Himmlischer Brei ((c) VG Bild-Kunst, Bonn 2022); Rechts: Dorothea Tanning, Das magische Blumenspiel - basierend auf Lewis Carrols "Alice im Wunderland" ((c) The Estate of Dorothea Tanning/VG Bild-Kunst, Bonn 2022)

Breton beschrieb mit seinem ersten und zweiten „Manifest des Surrealismus“ die Grundidee der Strömung: Traum und Wirklichkeit verschmelzen zu einer neuen Realität, dem „Surrealismus“. Seine Schriften inspirierten dann ihrerseits nicht nur damalige Künstler sondern später auch Performance Künstler der Gegenwart wie Christoph Schlingensief. 1938 konnte er in einer Pariser Ausstellung (Exposition Internationale du Surréalisme) über 200 Werke von 60 Künstler*innen aus 14 Ländern zusammentragen. Durch die Emigration vieler Künstler*innen in die USA zu Beginn des 2. Weltkriegs, teilweise mit Hilfe Peggy Guggenheims konnten die Arbeiten vor Krieg und Zerstörung gerettet werden und die Surrealisten ihre Arbeit in ihrem New Yorker Exil fortsetzen. Anders als beispielsweise die Kunst des Impressionismus oder Kubismus ist der Surrealismus jedoch kein einheitlicher (Mal-)Stil, er ist eine Geisteshaltung. Im Zentrum des Surrealismus stand die Welt des Traums und des Unbewussten.

Victor Brauner, Der Surrealist, (Peggy Guggenheim Collection, Venedig, ((c) VG Bild-Kunst, Bonn 2022)
Bild oben: Max Ernst, Tag und Nacht, (c) VG Bild-Kunst, Bonn 2022; Bild links: Leonora Carrington, Der Nekromant, (c) VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Können Gedanken die Realität verändern?

Viele Surrealisten befaßten sich mit den Schriften C.G. Jungs, Sigmund Freuds oder kannten Kurt Seligmanns Buch „Das Weltreich der Magie“. Magie war für André Breton und die Anhänger des Surrealismus kein Glauben an Übernatürliches (das lehnten sie ab) sondern vielmehr die Idee, daß innere Wünsche und Sehnsüchte die äußere Wirklichkeit direkt beinflussen könnten, so wie bei Freud der Glaube an die „Allmacht der Gedanken“ im Zusammenhang mit der Entstehung von Kunst. Daniel Zamani, der Kurator der Ausstellung erklärt: „Mit ihren traumartigen Bildfindungen wollten die Surrealisten die menschliche Vorstellungskraft anspornen und die Betrachter zu einer Auseinandersetzung mit ihrem Innenleben anregen.“

Paul Delvaux, Anbruch des Tages, Peggy Guggenheim Collection, Venedig, Solomon R. Guggenheim Foundation, New York, ((c) VG Bild-Kunst, Bonn 2022)

Jedes Bild der Ausstellung gleicht einer Schatzsuche – in den Bildern versteckt sind okkulte Symbole (okkult = geheim, verborgen) und Hinweise zu Mythen oder Legenden. Man findet Vergleiche zur Suche nach dem Stein der Weisen oder der Macht der 4 Elemente, die für die Unsterblichkeit stehen, so wie in Delvaux‘ „Anbruch des Tages“ von 1937. Oder man findet die Symbolsprache der Alchimisten, mit zahlreichen Sinnbildern und magischen Figuren, die beispielhaft im Tarotkartenspiel für magischen Schutz, Hoffnung oder Erneuerung stehen. Alchimisten versuchten seit dem Mittelalter geringwertige Metalle, unedle Stoffe oder Mineralien in Gold zu verwandeln, dem Metall, das ebenfalls ein Symbol für die Unsterblichkeit darstellte. – Was bei den Alchimisten das Gold war, wurde bei den Surrealisten das Seelenleben – ein immaterieller Schatz, den jeder (in sich selbst) finden kann. Die Ausstellung des Barberini Museums ist eine Einladung, in die Welt der Träume und des Unbewußten einzutauchen.

In diesem Sinne: unbedingt hingehen und viel Spaß beim Träumen!

Wann? 22. Oktober 2022 bis 29. Januar 2023

Wo? Museum Barberini, Potsdam (Alter Markt, Humboldtstraße 5-6)

Öffnungszeiten? täglich ausser Dienstags, 10-19 Uhr

Führungen: Audioguides in Deutsch und Englisch über die Barberini App verfügbar (kostenlos über Google Play oder den App Store (www.museum-barberini.de/app) und täglich finden um 11und12 Uhr Führungen statt sowie am Wochenende zusätzlich auch noch um 15 Uhr

Tickets? Regulär ab 16 €, ermäßigt 10 €

Infos? In der Ausstellung sind rund 90 Arbeiten zu sehen, die zuvor im Guggenheim Museum in Venedig zeitgleich zur Biennale gezeigt wurden. Bekannte Vertreter des Surrealismus wie Max Ernst, René Magritte oder Salvador Dalí sind dort ebenso vertreten wie zahlreiche, bislang unbekannte Vertreter. Die Leihgaben sind aus mehr als 50 internationalen Museen und Privatsammlungen zusammengetragen worden, ein großer Teil stammt zudem aus dem Bestand der Peggy Guggenheim Collection.

  www.museum-barberini.de

Wer im Thema Surrealismus bleiben möchte: Künstler wie Man Ray oder Buñuel erweiterten im Geiste des Surrealismus die Grenzen des Films – daher zeigt das Filmmuseum Potsdam eine Reihe von Filmen passend zur Ausstellung.

Filmreihe „Maximal Surreal“ – Filme aus 10 Jahrzehnten und ein Filmtraum

Wo? Film Museum Potsdam

Wann? 30. Oktober 2022 bis 22. Januar 2023

Programm & Tickets? direkt über den link: Film Museum Potsdam