AllgemeinFaszination Paris im jüdischen Museum: „Paris Magnétique“ noch bis zum 01.Mai 2023

Faszination Paris im jüdischen Museum: „Paris Magnétique“ noch bis zum 01.Mai 2023

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iese Ausstellung ist eine echte Entdeckung! Bereits 2021 zeigte das Pariser Musée d'Art et d'Histoire du Judaïsme eine Ausstellung über die Künstler der "Pariser Schule". Ausgestellt wurden dort Werke, die zwischen 1905 und 1914 entstanden. Nun wurde diese Zeitspanne in der Berliner Schau erweitert. Das Jüdische Museum zeigt die Kunst der Jahre zwischen 1905 und 1940. Und diese Kunst begeistert!

Ausstellungsraum, im Vordergrund u.a. mit einer Arbeit von Sonia Delaunay (Bild re: Philomène von 1907) ©kischreport

Die „Pariser Schule“ bezeichnet keinen Malstil oder keine spezielle Kunstrichtung sondern steht für eine Geisteshaltung und die Zugehörigkeit zu einem Künstlerkreis, der sich fernab der Heimat im wilden Paris der 1920er Jahre traf und auslebte. Gemeinsam war allen Künstler*innen, daß sie eingewandert waren, viele waren jüdischer Herkunft. Sonia Delaunay gehörte dazu oder Kees van Dongen, Juan Gris, Picasso, Chagall oder auch die weniger bekannten, wie Marevna*, die zusammen mit dem Künstler Diego Rivera eine Tochter hatte (Marika Rivera, später von Beruf Schauspielerin) und phantastische kubistische Arbeiten schuf oder auch Chaim Soutine u.v.m. Einige Künstler*innen waren vor der russischen Revolution geflohen oder vor Progromen, andere vor Armut, aber alle vereinte die Kunst und der Anziehungspunkt Paris.

* Marevna – eigentlich Maria Bronislawowna Worobjowa-Stebelskaja, den Namen Marevna bekam die Künstlerin, die sich dem Kubismus verschrieben hatte von dem Schriftsteller Maxim Gorki, der sie nach der russischen Märchenfee Marevna benannte und mit dem sie auch ihre Bilder signierte

Marevna, La mort et la femme, 1917 ©Studio Monique Bernaz, Genève, VG Bild-Kunst, Bonn 2023
Marc Chagall, Das Atelier, 1911 FR, Paris, MNAM - Centre Pompidou VG Bild-Kunst, Bonn 2023

Bekannte und vor allem viele der weniger bekannten Künstler*innen werden in „Paris Magnétique“ gezeigt ebenso wie ihre Verflechtungen innerhalb der Pariser Kunstszene. Paris als Stadt der Künstler wird vor dem geistigen Auge lebendig: wer traf sich beispielsweise im Café du Dôme mit wem und welche Kunsthändler vertraten die Künstler, die in die Geschichte eingehen sollten… dazu Fotos, Zeitungs- und Filmausschnitte und vor allem natürlich Bilder! Der Begriff der Dômiers wurde geprägt. Die Künstler, die dieser Gruppe angehörten, widmeten sich vor allem dem Fauvismus.

Foto vom Café du Dôme aus dem Archiv des MNAM-Centre Pompidou, Bibliothèque Kandinsky

Das Café du Dôme kann man auch heute noch bei einem Pariser Stadtbummel am Boulevard du Montparnasse entdecken. Von 1905 an war es eines DER Treffpunkte für Künstler*innen (Man Ray, Max Ernst, Kandinsky, Modigliani), Schriftsteller (Guillaume Apollinaire, Simone de Beauvoir oder Sinclair Lewis, Hemingway und Ezra Pound),  Bildhauer (z.B. Otto Freundlich) und Kunsthändler wie Alfred Flechtheim. Die Liste der Stammgäste scheint endlos!

Bild oben: Blick auf den Pont Marie (1903) von Rudolf Levy, ©Kischreport; Bild links: Amadeo Modigliani © Kischreport

Die heute bekannten und unbekannten Künstler – sie alle waren in  Paris vereint, gehörten den selben Cliquen an und beeinflußten sich gegenseitig. In dieser Ausstellung kann man sie näher kennenlernen sowie neue Einblicke in deren Künstlerleben erhalten. Ein weiterer Mittelpunkt der Ausstellung ist das Atelierhaus „La Ruche“ (Der Bienenkorb*) – eine spannende Ausstellung, die noch bis zum 01.05.2023 besucht werden kann.

Wo? Jüdisches Museum, Bodestraße 1-3, 10178 Berlin

Wann? Täglich geöffnet 10 bis 19 Uhr, Letzter Einlass: 18 Uhr

Eintritt? Erwachsene 8,00€

Infos?

https://www.jmberlin.de

Titelbild: Marc Chagall L’Atelier ©Kischreport